Die Evolutionslehre hat einige Schwierigkeiten, die Verzierungen diverser Männchen (Pfau, Löwe, Hirsch) zu erklären, denn je prachtvoller der Schwanz/die Mähne/das Geweih, desto geringer die Überlebenschance. Der tolle Löwe kann nicht mehr selber jagen und verhungert. Der tolle Pfau kann nicht mehr fliegen und wird gefressen. Der tolle Hirsch wird vom Gewicht und vom Nahrungsbedarf seines Kopfschmucks erdrückt. Dennoch haben sich derartige Attribute herangebildet, völlig im Gegensatz zur Lehre von der natürlichen Auslese, d.h. von der Beungünstigung durch die Natur. Das fiel auch schon Darwin auf, und er wusste: Wenn er diese Auswüchse der Natur mit seiner Lehre nicht erklären kann, dann bricht sein System zusammen. So ersann er einen neuen Ausleseprozess, den er sexual selection nannte, auf deutsch: Damenwahl.
Aber wie soll die funktionieren? Es mag ja sein, dass den Damen ausgeprägt männliche Eigenschaften gefallen. Inzwischen weiß man an Untersuchungen von Spatzen, dass prächtige männliche Attribute (bei Spatzen: rote Beine) den männlichen Hormonspiegel der Damen erhöhen, wodurch die Chance des Austragens von gesundem Nachwuchs erhöht wird. Doch Forschungen an der James Cook University in Queensland (Australien) haben ergeben, dass diese „sexuelle Selektion“ keineswegs immer zu besseren Nachkommen führen muss. Im Gegenteil: Bei Guppies (Zierfischen) geben die Weibchen besonders schön gemusterten Verehrern den Vorzug. Doch die schönsten Männchen tragen eine schwere genetische Last. Die Farb-Gene für die Musterung liegen offenbar auf dem männlichen Y-Chromosom auf einem Abschnitt, der nicht rekombiniert werden kann und dadurch schädliche Mutationen ansammelt. Mit zunehmender Attraktivität verringert sich die Chance der Söhne, zu überleben und selbst wieder Nachkommen zu zeugen. Fazit: Die „natürliche“ Auslese greift hier nicht, die Damenwahl führt ins Verderben.
Ähnlich bei gewöhnlichen Haushähnen. Auch hier hat sich gezeigt: Je toller das Organ der Männlichkeit – der Kamm – desto anfälliger sind diese Individuen gegenüber Krankheiten. Als Ausleseprozess der Natur ist die geschlechtliche Auslese mithin rein zufällig und führt genauso oft zum Überleben der schlecht Angepassten wie umgekehrt. Wozu also den Begriff einführen, wenn er ohnedies nichts aussagt?
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