Wie Forscher und die Öffentlichkeit mit friedlichen Tieren umgehen

Im SPIEGEL vom 22.4.2002, S. 204-205, erschien ein Artikel mit der Überschrift:
Supermacht im Untergrund. Die größte Ameisenkolonie aller Zeiten erobert Südeuropa: Forscher entdeckten einen Riesenstaat, der sich bereits über 6ooo Kilometer erstreckt.

Der Artikel ist ein Musterbeispiel dafür, wie sehr sich die seltsamen Bewohner der Ellbogengesellschaft gegen die Erkenntnis zur Wehr setzen, dass Lebensformen schlicht und einfach friedlich und kooperativ sein können. Seine sprachliche Analyse wirft ein bezeichnendes Bild auf den Zustand unserer Gesellschaft (von unserer Wissenschaft ganz zu schweigen). Wenn jemand friedlich ist – wie die argentinische Ameise, um die es hier geht – , dann haben diese Lebewesen nicht etwa einen höheren Lebensstatus erreicht. Nein, im Gegenteil, sie sind
einem wunderlichen Delirium verfallen: Sie kämpfen nicht mehr.
Eine friedliche Gesinnung wird also mit „Delirium“, dem Zustand einer Geisteskrankheit gleichgesetzt! Und dieser Friede wird sprachlich mit kriegerischen Worten beschrieben:
Frieden ist ausgebrochen unter den Nestern von Genua bis Marseille, von Gibraltar bis Lissabon.
Wenn Sie die deutsche Sprache so benutzen, wie sie normalerweise benutzt wird, dann würden Sie das Wort „ausbrechen“ immer für eine Katastrophe verwenden, für Krieg, Hungersnot, Dürre, Seuchen, etc. Aber nein, seit neuem kann auch der Friede „ausbrechen“ – mit dem dezenten Hinweis, dass diese geistige Erkrankung mit einer Seuche gleichzusetzen ist. Denn:
An den südlichen Küsten Europas laufen die Tiere einträchtig durcheinander wie unter Beruhigungsdrogen. Weit und breit keine Revierkämpfe mehr, keine Raubzüge, nicht das kleinste Scharmützel. Das ist nicht normal.
Ein Zustand der Eintracht ist nicht normal! Und wir fragen uns, warum es immer wieder Zwist und Hader in der Welt gibt. Kein Wunder, welcher normale Mensch, der sich friedlichen Aktivitäten hingibt, will denn schon von seinen Mitmenschen als „abnormal“ abqualifiziert werden. Immerhin, es wird zugegeben, dass dieses Verhalten den darwinistischen Theorien vom gnadenlosen Kampf ums Dasein widerspricht:
Den Forschern gibt der rasante Aufstieg schwer zu denken: Er widerspricht einem ehernen Gesetz der Evolution. Die Ameisenarbeiterin, selbst unfruchtbar, päppelt sonst nur die Brut ihrer Mutter, der Königin. In deren Nachkommen lebt dann ein Teil des eigenen Erbguts weiter. Aber im steten Gewusel der Superkolonie zerstreuen sich die Familien bald in alle Winde.
Glücklicherweise haben wir die Wissenschaft, die uns dabei hilft so verstörende Verhaltenweisen wie ein friedliches Zusammenleben zu verstehen. Denn die Ursache dafür, dass die Ameisen einander nicht gegenseitig zerfleischen, ist ein
genetischer Defekt
weil nämlich die kleinen Monster ihren Geruchssinn verloren und jetzt Freund und Feind nicht mehr unterscheiden können. Na gottseidank, es handelt sich um minderwertige Lebewesen, hätten wir uns ja gleich denken können. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, es aber trotzdem so ist, prophezeien die Forscher den bösen Ameisen (böse, weil sie unsere Vorstellungen vom Darwinschen Lebenskampf widersprechen) ein grässliches Ende:
… ist die Superkolonie dem Untergang geweiht: Nester voller hinfälliger Königinnen, gepeinigt von Parasiten und halb verhungert, weil niemand mehr da ist, sie zu versorgen. So kriechen sie hilflos herum inmitten verdorrender Eier und dämmern dem Ende des Imperiums entgegen.
Na also, diese Biester können nicht überleben, schließlich verbieten die Darwinisten ihnen das. Was aber, wenn ein so grässliches Ende nicht die Ameisen träfe, sondern diejenigen Mitglieder des Menschengeschlechts, die mit ihren pseudowissenschaftlichen und unmenschlichen Ideen die Menschen immer wieder zum Kampf gegeneinander aufstacheln? Würde dann nicht unsere Welt ein wenig friedlicher und lebenswerter aussehen, auch ohne genetische Defekte?
Liebe Ameisen, haltet durch und lasst euch das Leben von den Darwinisten nicht vermiesen! Und wenn’s nicht mehr anders geht, ihr kommt schließlich aus Argentinien, dann tanzt wenigstens Tango!

Wer mehr wissen will, kann sich das Buch als pdf-Datei hier herunterladen.