In einer Wissenschaft muss man etwas messen oder zumindest bestimmen können. In der Evolutionslehre bietet sich hierfür der Begriff der „Fitness“ (Angepasstheit, Tüchtigkeit) an, als Maß für die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Individuums (nicht einer Gattung!). Schon früh wurde bemerkt, dass die Fitness-Definition tautologisch ist, also leer. Denn:
(A) Wer fit ist, überlebt.
(B) Wer überlebt, ist fit.
Mithin gilt: A = B, und B = A. Sowas heißt „Zirkeldefinition“. Der Vorwurf, mit dem „Überleben der Angepassten oder Begünstigten“ nichts auszusagen, wurmte die Biologen. So kamen die mathematisch orientierten Evolutionstheoretiker (Haldane, Wright, Fisher) in den 30er Jahren auf die Idee, „Fitness“ mathematisch zu definieren, ein auch in anderen Wissenschaften bewährtes Mittel. Dabei stützten sie sich auf die Verbreitung von Genformen („Allelen“) innerhalb einer Population; sie definierten also eine Fitness der Genotypen. Das indes sagt absolut gar nichts aus über das Überleben des Genträgers, des Körpers, des „Phänotyps“, wie auch die mathematischen Evolutionsbiologen wussten. Was tun? Sie griffen auf ein bewährtes Rezept zurück, das auch die Quantenphysiker anwandten, um ihre unsinnige „Unschärfe“ zu bewahren. Der britische Genetiker John F. Y. Brookfield, ein Befürworter dieser Art des Denkens, drückt die Mogelpackung in einem NATURE-Artikel so aus:
Wenn sich jemand für Evolution interessiert, dann sind die einzig interessanten Klassen diejenigen, die sich genetisch unterscheiden.
Und um noch eins drauf zu setzen:
Es hat keinen Sinn, den Fortpflanzungserfolg zu untersuchen.
Ja was denn dann? Alle reden davon, und jetzt soll es sinnlos sein! Brookfields Argumentation bedeutet im Klartext: Wir können das Wesen der Evolution (Überleben der Angepassten/Bevorzugten/Glücklichen; Auslese der Unangepassten/Benachteiligten/Unglücklichen) nicht erfassen, also interessiert es uns auch nicht. Das erinnert sehr an die Fabel vom Fuchs, der die Trauben nicht erreichen konnte und sie deswegen per definitionem als sauer erklärte. Der britische Wissenschafts-Journalist Bryan Appleyard hat eine Sonderform der Darwinschen Lehre, die „evolutionäre Psychologie“, so charakterisiert:
Frauen töten ihre Kinder nicht, wegen der Evolution. Aber, wenn sie ihre Kinder doch töten, dann ebenfalls wegen der Evolution. Auf eine Theorie, die alles erklärt, können wir genauso gut verzichten, da sie keinen Erklärungswert besitzt.
Es sieht so aus, als ob die Evolutionslehre nichts erklärt, nichts voraussagt und in keiner Weise fähig ist, den Erfolg oder Misserfolg einer Lebensform in irgendeiner Weise zu prognostizieren. Aber eigentlich sollte eine Wissenschaft das tun!
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