Was die Evolution alles nicht voraussagen kann (2)

Ein weitere Punkt, den die Selektionsanhänger nicht erklären können, ist die Entstehung von Altruismus, also von selbstloser Aufopferung einzelner Individuen . Die Aufopfernden kommen nicht dazu, sich zu vermehren – wozu opfern sie sich dann auf? Eklatantes Beispiel: Ameisen, Bienen, Termiten. Bei ihnen vermehrt sich nur ein einziges Individuum, die „Königin“. Alle anderen Mitbewohner des Haufens dienen dieser. Das macht, meinen die Evolutionsanhänger, durchaus Sinn, weil – und dann kommen jede Menge Erklärungen, z.B., dass dadurch das Überleben der Gruppe gesichert ist. Ob das die kleinen Ameisen wissen? Ob das die Natur weiß? Und schließlich: Solche Aufopferung – solch Hintanstellen eigener Bedürfnisse – kommt auch bei nicht verwandten Tieren vor. So übernehmen gelegentlich zwei Löwen ein Rudel und vertreiben den bisherigen Pascha. danach teilen sie sich die Weibchen, aber nicht der Menge nach, sondern in der Zeit. Jedes Männchen begattet jedes Weibchen, der Nachwuchs trägt, zufällig verteilt, die Gene beider Väter. Der Clou bei der Sache: Diese Männchen sind in vielen Fällen überhaupt nicht miteinander verwandt! Sie sind einander in den Steppen Afrikas begegnet, haben Freundschaft geschlossen und den Harem gemeinsam übernommen. Wieso greift hier der Kampf ums eigene Dasein nicht?
Die Biologen suchen und finden alle möglichen spitzfindigen Erklärungen für das Entstehen von Altruismus, doch die offensichtlichste ist ihnen bisher nicht eingefallen: Beim Kampf ums Dasein, beim Überleben der am besten Angepassten, bei der Ausrottung der nicht Angepassten durch natürliche Auslese – bei all dem müssten die freundlichen Helfer übrig bleiben! Zumindest, wenn die Natur von den Gesetzen der Mathematik beherrscht wird, was sie in den Augen eines jeden Wissenschaftler ja auch tut. Denn: Egoisten schaden sich selbst, wenn sie kurzfristig ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen. Denn der „Greedy Algorithmus“ (vom englischen greedy = habgierig), die Suche nach dem kürzesten Weg und der schnellsten Lösung, führt ins Verderben. Wer das nicht wahr haben will, dem liefern die beiden Mathematikprofessoren aus Darmstadt, Jürgen Bokowski und Alexander Martin, den Beweis. Sie können berechnen, dass vieles, was einen schnellen Vorteil verspricht, sich schon sehr bald als Nachteil entpuppt.
Der Biologe Amotz Zahavi von der Universität in Tel Aviv untersuchte das extrem altruistische Verhalten des Graudrossling (Turdoides squamiceps) und fand auch irgendwelche darwinistische Erklärungen. Seine Erkenntnisse gipfeln in dem erstaunlichen Satz:
Altruismus ist eine egoistische Aktivität.
So ist das also!

Wer mehr wissen will, kann sich das Buch als pdf-Datei hier herunterladen.

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