Noch vor dem Aufkommen der Fotografie entwickelte der britische Physiker Charles Wheatstone 1838 ein Verfahren zur Konstruktion und Betrachtung dreidimensionaler Bilder meist geometrischer Natur. Seinen Apparat nannte er Stereoskop, vom Griechischen stereos = fest und skopein = betrachten. Der Ausdruck hat sich bis heute erhalten. Wheatstone zeichnete auch die ersten 3-D-Bilder.
Als dann der Franzose Louis Daguerre die Fotografie erfand und 1839 zum Patent anmeldete, konstruierte der schottische Physiker David Brewster 1849 eine Kamera mit zwei Objektiven, mit der Stereo-Fotos (damals noch „Daguerrotypien“ genannt) gemacht werden konnten. Zu den ersten uns überlieferten Stereo-Daguerrotypien gehörten Aktfotos aus dem Jahr 1855, womit ein Hauptmotiv der Malerei, Skulptur und Fotografie auch von dieser neuen Kunstform abgedeckt wurde.
Den Höhepunkt erreichte diese Methode in den 1950er Jahren mit den farbigen Bildscheiben des Viewmasterverfahrens. Hier zeigten die Amerikaner, was sie konnten: Die farbigen Fotos waren zwar winzig, wurden aber so vergrößert, dass eine herrliche dreidimensionale Bilderfolge zu verschiedenen Themen ablief.
Stereofotos nach diesem Verfahren, auch „Stereoskopien“ oder Linsenbilder genannt, haben den großen Vorteil der Farbentreue. Ihr Nachteil liegt in der Kleinheit, denn sie müssen über Linsen, Spiegel oder Prismen zur Deckung gebracht werden, was einen Maximalabstand – und damit eine Maximalgröße – bedingt. Zudem sind die Geräte aufwändig, und nicht jedermann kann die Fotos in 3D sehen, denn sie müssen im allgemeinen ohne eigene Brille betrachtet werden, was voraussetzt, dass beide Augen gleich gut sehen. Filme sind mit diesem Verfahren natürlich ausgeschlossen.
Es war daher ein großer Fortschritt, als sich die Methode der Anaglyphenbilder durchsetzte. Bereits 1853 von Wilhelm Rollmann entwickelt, wurde das Verfahren hauptsächlich in Mathebüchern zur Veranschaulichung dreidimensionaler Objekte verwendet. Bei dieser Methode liegen die beiden Bilder nicht getrennt vor, sondern werden in zwei verschiedenen Farben überlagert. Die Bilder werden dann durch farbige Brillen je einem Auge angeboten und im Gehirn zu einem 3D-Bild verschmolzen. Als Farben verwendete man früher rot-grün, dann rot-blau, heute rot-cyan (wie auf diesen Seiten) oder auch gelb-cyan. Erstaunlicherweise können dabei die natürlichen Farben weitgehend erhalten bleiben, sofern sie im Bereich gelb-grün-grau liegen. Mit anderen Worten: Landschaften, Blumen und menschliche Gesichter sind für dieses Verfahren bestens geeignet.
Der Nachteil der Farbverfälschung oder sogar Farbvernichtung wird aufgewogen durch den Vorteil, dass die Bilder beliebig groß sein können. So wurden in den 1950er Jahren auch dreidimensionale Filme entwickelt (etwa der Gruselfilm „Das Kabinett des Professor Bondi“, Hitchcocks „Bei Anruf Mord“ oder das Musical „Kiss me Kate“), die heute leider nicht mehr in dieser Form gezeigt werden.
Eine Erweiterung des Verfahrens besteht darin, dass die beiden Bilder nicht farblich, sondern durch Polarisationsbrillen getrennt werden (IMAX-Filme und moderne 3-D-Filme). Filme und Brillen sind allerdings aufwändig zu produzieren und finden sich kaum in Privathand.
Nach den Erfolgen der 3-D-Filme mittels Polaroidbrille – vor allem James Camerons „Avatar“ – hat auch die Industrie das Käuferpotential entdeckt und gut konstruierte 3-D-Kameras auf den Markt geworfen. Man muss die so geschossenen Fotos und Filme auf dem Fernseher mittels einer „Shutter“-Brille betrachten. Die blendet abwechselnd immer ein Auge aus, im Rhythmus von 60 Hertz. Nicht jeder verträgt das: Mir wird dabei in kürzester Zeit schlecht. Doch der Fortschritt ist auch auf diesem Gebiet nicht aufzuhalten, und irgendwann werden 3-D-Fotos und -Filme zum Alltag gehören. Hier gibt es digitale 3D Fotokameras mit HD-Video.
Alles in allem: Viel Spaß beim Betrachten der insgesamt ca. 500 Stereobilder!